Nah am Bürger: Ein Tag im Wartburgkreis - unterwegs mit Anja Müller

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Eine ausschussübergreifende auswärtige Sitzung ist nicht so häufig, aber immer sehr interessant für alle Beteiligten. Dieses Mal ging es in den Wartburgkreis zu Anja Müller, die als Vorsitzende des Petitionsausschusses unterwegs war, für den Ausschuss Infrastruktur war ich dabei und zusätzlich wurden wir vom Fraktionsvorsitzenden der Fraktion DIE LINKE. im Landtag Steffen Dittes begleitet.

Eine ausschussübergreifende auswärtige Sitzung ist nicht so häufig, aber immer sehr interessant für alle Beteiligten. Dieses Mal ging es in den Wartburgkreis zu Anja Müller, die als Vorsitzende des Petitionsausschusses unterwegs war, für den Ausschuss Infrastruktur war ich dabei und zusätzlich wurden wir vom Fraktionsvorsitzenden der Fraktion DIE LINKE. im Landtag Steffen Dittes begleitet.

Auf der Tagesordnung stand als erstes der Besuch des „IGE Werrabahn Eisennach“. Wir wurden herzlich vom Vereinsvorsitzenden Herrn Pfotenhauer empfangen. Anwesen war noch „das Mädchen für alles“. So bezeichnete sich der einzige Mitarbeiter des Vereines. Er ist zuständig für die Wartung der gesamten Technik, er ist der Lokführer, der Vorheizer u.v.m. Wie man sieht ganz schon untertrieben.

Der Vereinsvorsitzende erläuterte uns die Bedeutung der Traditionseisenbahn, vor allem die Fahrten durch ganz Thüringen. Wenn die Dampflok durch Thüringen fährt, fahren nicht nur viele Besucher mit, nein. Sie werden von einer Reihe Fotographen begleitet. Viele Menschen stehen an der Strecke und nicht nur die Kinder winken dem Lokführer zu. Ich gebe zu, auch ich schaue gern zu und warte an der Strecke, wenn ich das typische Hupen der Dampflok höre. Die Dampfloknostalgie lebt, sie wird von vielen unterstützt. Dennoch ist es schon ein sehr teures und verrücktes Hobby.

So eine Dampflok kann man nicht mal eben in eine Hosentasche stecken. Allein der TÜV verschlingt 350.000,00 €. Eine normale Garage reicht auch nicht und so manches Ersatzteil ist nicht mehr zu bekommen. Der Lokführer hat sich über viele Jahre das Gießen von Ersatzteilen angeeignet um die Lok immer am Laufen zu halten.

Nun waren wir dran zu berichten. Neugierig warteten sie auf die Nachricht. Ja, das Bahnnostalgieprogramm ist gesichert. Im Haushalt des Landes fest verankert, werden wir die Dampflok auch in den kommenden Jahren durch Thüringen fahren sehen.

Also sagen wir … mit Volldampf voraus und wünschen weiterhin viel Erfolg.

Der zweite Tagesordnungspunkt führte uns in die Krayenberggemeinde. Anlass des Besuches war eine Petition. Schon unglaublich was alles passieren kann. Man steht am Morgen auf, will auf Arbeit fahren und stellt fest, hier ist über Nacht eine Einbahnstraße. . Die Bewohner vom Ortsteil Kirstingshof fühlten sich erneut ausgegrenzt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der kleine Ort lag an der innerdeutschen Grenze. Man brauchte einen Passierschein um dorthin zu kommen. Jetzt ist es so, dass wer aus dem Westen kommt einen großen Umweg fahren muss. Bedauerlicherweise ist das mit der Einbahnstraße nicht das einzige Beispiel im Wartburgkreis.

Früher als Landesstraße genutzt, dann umgestuft und zurecht gestutzt ist sie jetzt enger, für Radfahrer gefährlicher und nun eine Einbahnstraße. Anwohner kommen sich vor wie in einem Schildbürgerstreich.

Trotz zahlreicher Vorschläge und Ideen zur Problemlösung der Gemeinde, vertreten durch die Ortsteilbürgermeisterin Heidi Richter, steht stur und stumm das Einbahnstraßenschild. Dabei geht einer der schönsten Radwege die Straße entlang. Anwesend waren außer der Abgeordneten Müller, die Abgeordnete Ute Lukasch für den Arbeitsbereich Infrastruktur und dem Fraktionsvorsitzenden Steffen Dittes als bekennenden Radfahrer. Das wollen und wollten die Einwohner nicht so hinnehmen. Die Bürger wandten sich an den Petitionsausschuss sammelten Unterschriften und werden nun zu einer öffentlichen Anhörung in den Landtag eingeladen. Erstaunlich, der Ort hat nur 65 Einwohner und sie haben 1970 Unterschriften gesammelt. Das bedeutet viel Mühe und Arbeit. Anja Müller erläuterte den Petenten wie eine Öffentliche Anhörung abläuft und wie das Petitionsverfahren dann weitergeht. Die Ortsteilbürgermeisterin und die Anwohner nutzen die Chance der Anwesenheit der Abgeordneten um ihnen noch ihr nächsten Problem zu schildern: Die alte Kaserne.

Mit Tränen in den Augen schilderte eine Anwohnerin, dass sie nach der Wende noch nie wieder in das Gebäude gegangen ist. Sie hat dort viele Jahre gearbeitet. „Und wie es jetzt aussieht, das tut schon sehr weh“ Sie erklärte die Räume und das Außengelände, was war wo und „was hier alles los war. Es war auch immer Leben im Dorf.“ Nach der Wende genutzt als Aussiedlerheim. „Seit 12 Jahren steht es leer. Ein Schandfleck in dem Dorf.“ So die Anwohner. Dabei gibt es große Nachfragen nach Baugrundstücken. „Wir könnten dies Grundstück gut vermarkten. Es wollen wieder viele zurück in den Ort, ehemalige Dorfbewohner, deren Kinder. Auch junge Leute fragen nach.“

Das Problem können wir nicht vor Ort lösen, aber wir kümmern uns, so waren wir Abgeordnete uns einig.

Durchgefroren aber optimistisch ging es in den nächsten Termin. Die Fahrten im Wartburgkreis sind immer bergauf und bergab. Ein kurzer Stopp auf dem Berg, das Gefühl von Schnee und Winter.

 Als drittes stand Vacha / Bad Salzungen auf dem Tourenplan. Mit der Bahn von Vacha nach Bad Salzungen wieder fahren zu können, das wäre doch was. Spinnerei? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.  2001 wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt. Im Moment sind dort nur Güterzüge unterwegs.
Zu diesem Zweck hat der Thüringer Fraktionsvorsitzende der Linken, Steffen Dittes, gemeinsam mit seinen Landtagskolleginnen Anja Müller und mir, sowie dem Linke-Kreisvorsitzenden Sven Schlossarek der Regiobahn Thüringen (RbT) GmbH einen Besuch am Vachaer Bahnhof absolviert. Die RbT ist Grundstückseigentümer der von Bad Salzungen über Vacha bis nach Unterbreizbach.  An dieser Gesprächsrunde nahmen neben RbT-Prokurist Hubertus Erbstößer Wilfried Erbert, Vorsitzender der Interessenvereinigung Verkehrsgeschichte mittleres Werratal (IVmW), sowie Vereinsmitglied und Lokführer Mike Amstein, der nach Angaben von Hubert Erbstößer, „sach- und fachkundiger Angestellter der RbT“ ist, teil.

Auf dieser Strecke wieder Personenzüge fahren zu lassen, ist nur Teil eines Planes, mit dem sich in Thüringen und Hessen seit geraumer Zeit Politiker und Entscheidungsträger befassen.
Seit der Einstellung des Personen-Bahnverkehres zwischen Bad Salzungen und Vacha im Jahre 2001 fuhren Güterzüge auf dieser Strecke: „Es ist aber einer der ganz wenigen Glücksfälle in Thüringen, dass das Hauptgleis durchgehend erhalten ist“, sagte Hubertus Erbstößer. Die  IVmW,, So erzählte der Vorsitzender Wilfried Erbert, hat sich zum Ziel gesetzt, die Strecke zu erhalten und wieder für den Eisenbahnbetrieb zu nutzen. Deshalb sei sie von den Mitgliedern „wieder ertüchtigt“ worden. „So haben wir vom Verein das Ganze wieder zum Leben erweckt. Aber das alles kostet Geld – und da ist die RbT ins Spiel gekommen“, so Erbert.
„Die Strecke ist durchgehend da“, erklärte Hubertus Erbstößer. Der Güterverkehr wird sicher stark zunehmen, so seine Prognose. Weitere Investitionen sind auf jeden Fall notwendig, so müssen zum Beispiel Bahnübergänge dringend erneuert werden. Es ist ein Quantensprung vom Güter- zum Reiseverkehr, allein schon wegen der deutlich höheren Sicherheitsbestimmungen und der schneller fahrenden Züge“.
„Warum sollte man denn etwas gegen das Projekt, Verkehr auf die Schiene zu bringen, haben? Geht die Schiene hier so durch die Orte, dass man die Fenster zuklappen muss, damit die Bahn durchfahren kann?“, fragte Steffen Dittes an. Ganz so schlimm ist es nicht, entgegnete Anja Müller. Vielmehr geht man davon aus, dass viele Anwohner einen wiederauflebenden Personen-Bahnverkehr nutzen und begrüßen würden, allerdings wird ein verstärkter Güterverkehr auch Anwohner zum Schimpfen bringen, nämlich die, die vom Lärm einer Bahnstrecke direkt betroffen sind. Deshalb muss Geld für aktiven Lärmschutz in den Ortschaften in die Hand genommen werden, meinte Mike Amstein dazu.

Wir werden dieses, und viele andere Projekte aktiv begleiten, um Menschen zu verbinden.

Ute Lukasch